Technik & Funktion > Feuertypen > Richtfeuer
Richtfeuer haben eine ähnliche Funktion wie Leitfeuer: Innerhalb eines festgelegten Bereiches muss sich ein Wasserfahrzeug auf das Feuer zubewegen, um im sicheren Fahrwasser zu verbleiben. Allerdings arbeitet ein Richtfeuer nicht mit Sektoren, sondern besteht aus zwei Feuern, die ein Schiffsführer auf dem Wasser in einer Linie halten muss (Deckpeilung). Ein Schiff befindet sich also dann genau im Fahrwasser, wenn beide Feuer eine gerade Linie mit dem Schiff bilden (Richtfeuerlinie). Für den Betrachter auf dem Schiff sieht es dann so aus, als würden beide Lichter übereinander stehen. Das gilt dabei für Schiffe in beide Richtungen. Damit es zu keinen Kollisionen kommt, sind die auf die Lichter zufahrenden Schiffe gehalten, sich etwas rechts von der Linie zu bewegen, in der Gegenrichtung ist es umgekehrt.
Das heißt, dass für ein Richtfeuer grundsätzlich zwei Leuchtbaken oder sogar Leuchttürme notwendig sind: In vorderer Linie steht meist ein Feuer mit geringer Höhe, das Unterfeuer genannt wird. In etwas größerem Abstand und mit größerer Höhe befindet sich das Oberfeuer. In einigen sehr seltenen Fällen wird sogar noch ein drittes Feuer verwendet, das so genannte Mittelfeuer. Das bedeutet, dass Richtfeuer grundsätzlich einen höheren Bau- und Unterhaltungsaufwand verursachen als Leitfeuer, bei denen nur eine Lichtquelle und ein Feuerträger zu warten sind. Gleichzeitig besitzen Richtfeuer aber den Vorteil einer höheren Navigationsgenauigkeit, denn bei Leitfeuern kann es in der Praxis durch Lichtüberstrahlungen etc. leichter vorkommen, dass die Sektorengrenzen verschwimmen und sich nicht klar voneinander abheben.
Es ist vor allem bei neueren Leuchtbaken gängige Praxis, das die Zugehörigkeit eines Ober- und Unterfeuers zueinander auch durch markante Toppzeichen deutlich gemacht wird – auch in diesem Bereich bestätigen allerdings zahlreiche Ausnahmen die Regel. Bei Nebenfahrwassern werden oft kostengünstige Gittermasten als Feuerträger verwendet, die zur besseren Kennzeichnung auffällige Dreiecke als Toppzeichen tragen, deren Spitzen aufeinander deuten. Die Schifffahrtsbehörden sind bemüht, die Zusammengehörigkeit von Ober- und Unterfeuer auch durch eine gemeinsame Lichtkennung zu unterstreichen.
Richtfeueranlagen findet man überall dort, wo Schiffen nur eine kleine Fahrrinne zur Verfügung steht, so z. B. in Deutschland auf den auch für die Seeschifffahrt zugelassenen Abschnitten von Strömen wie der Weser (im Abschnitt Lemwerder bis zur Mündung) oder der Elbe (im Abschnitt Süderelbe / Hamburger Hafen bis Cuxhaven), wo jede bedeutende Richtungsänderung des Fahrwassers durch entsprechende Richtfeuer markiert wird. Aber auch an der Jade, Ems, dem Peene-Strom und zahlreichen weiteren Fahrwassern an Nord- und Ostsee sind Richtfeuer unterschiedlicher Größe und Bedeutung zu finden.
Leuchttürme und Leuchtbaken, die ein Richtfeuer tragen, gibt es in ungezählten Varianten. Nicht selten sind es große Seefeuer-Leuchttürme, die gleichzeitig auch noch das Oberfeuer einer Richtfeuerlinie tragen (z. B. Leuchtturm Flügge oder Hörnum). Typischer sind aber Leuchtbaken, die vornehmlich aus Stahl oder aus GFK bestehen. Dies hat den Hintergrund, das Fahrwasserveränderungen im Laufe der Jahre nicht selten eine Standortverlegung notwendig machen und der Leuchtturm als Ganzes versetzbar bleiben muss.
Eine kleine abschließende Bemerkung muss noch erlaubt sein: Auf dieser Internetseite nähern wir uns Leuchttürmen vor allem als Liebhaberobjekte – nämlich als Fotomotive und als bemerkenswerte Beispiele maritimer Architektur aus allen Epochen. Viele simple Richtfeuer, die oft nur aus zwei Eisenmasten mit aufgesteckten Lampe bestehen und keine dieser beiden Voraussetzungen erfüllen, müssen wir im Leuchtturmarchiv daher unter den Tisch fallen lassen.